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Der Fehler hinter dem Fehler – oder weshalb man aus Prüfungen lernen kann

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«Die Prüfung habe ich verhauen – aber das nächste Mal wird es besser!» Weshalb die Analyse der eigenen Prüfungsarbeiten entscheidend ist für den zukünftigen Prüfungserfolg? Wir haben bei Simone Casagrande Valli nachgefragt, im fit4school Lern- und Coachingcenter in Muttenz im Kanton Baselland.

| von Christian Rieder |

Simone Casagrande Valli, manche Schülerinnen und Schüler tun sich schwer, ihre Prüfungsarbeiten mit zur Nachhilfe zu bringen. Weshalb?

Nun, viele Kinder und Jugendliche sind einfach froh, wenn sie eine Prüfung hinter sich haben. Abgehakt, sozusagen. Und sind wir ehrlich: Wer hat schon Lust, sich über seine gemachten Fehler zu unterhalten?

Und ja, es gehört schon auch ein Quäntchen Mut und Selbstvertrauen dazu, die Prüfungsarbeit zu zeigen, insbesondere, wenn diese nicht gut gelaufen ist.

Wie bauen Sie diese Hemmung ab?

Wir urteilen nicht, wir öffnen den Blick, indem wir der Schülerin respektive dem Schüler aktiv zeigen, was sie oder er persönlich alles aus der Prüfung «holen» kann.

Mit dem gemeinsamen Analysieren der Prüfungsarbeiten machen wir sehr gute Erfahrungen. Sobald die Kinder und Jugendlichen realisieren, dass sich neben der Prüfungsnote weitere, sehr wertvolle Anhaltspunkte finden lassen, wird es spannend und die Motivation, die Prüfungsarbeit nochmals in die Hand zu nehmen, ist gegeben.

Weshalb legen Sie so grossen Wert auf eine solche Analyse?

In erster Linie geht es um das Vermitteln einer positiven Fehlerkultur. Die fängt damit an, dass wir uns anschauen, was denn tatsächlich wo zum Punkteverlust geführt hat.

Es gibt zum Beispiel Flüchtigkeits- oder Leichtsinnsfehler, sogenannte «slips and lapses». Bei diesen Fehlern wäre zwar das nötige Wissen für die Prüfung da, aber vielleicht aus Unaufmerksamkeit oder in der Hektik wird man fahrlässig. «Slips and lapses» kann man einfach aufdecken und in Zukunft mit den richtigen Vorkehrungen vermeiden.

Manche Kinder und Jugendliche sind «einfach nur» schlecht organisiert und haben Mühe, das Lernen geschickt zu planen. Auch solches lässt sich herauslesen. Wie oft hören wir «… ja, dieses Lernziel konnte ich aus Zeitmangel nicht mehr repetieren»? Bei anderen Schülerinnen und Schülern fehlt es an einer geschickten Taktik und Vorgehensweise innerhalb einer Prüfung.

Manche wiederum haben Schwierigkeiten, den Lernstoff zu verankern, um das Wissen im entscheidenden Moment wieder abzurufen, oder sie können sich im entscheidenden Moment nicht konzentrieren. Schlussendlich kann auch der Prüfungsdruck zum Problem werden.

Das Spektrum der Gründe, die zum Punktverlust geführt haben, kann gross sein. Entscheidend ist: Falsch ist in der Analyse nicht gleich falsch. Deshalb ist es so wichtig, richtig hinzuschauen und das «Falsch» richtig zu benennen. Wir forschen sozusagen nach dem Fehler hinter dem Fehler.

Ermöglicht Ihnen die Analyse der Prüfungsarbeiten somit eine individuelle Abstimmung der Lernunterstützung?

Ja, das ist so. Für die Planung der weiteren Lernunterstützung müssen wir wissen, wo die Schwierigkeiten liegen. Das ist ausschlaggebend. Wenn wir zusammen Rückschlüsse ziehen, dann können wir das gemeinsame Lehren und Lernen darauf entsprechend ausrichten.

Verstehe ich Sie richtig, im Grunde fehlt es vielen an Fertigkeiten? Die Fähigkeiten, guten Noten zu schreiben, hätten sie.

Bei vielen Kindern und Jugendlichen liegt die Schwierigkeit in der Tat nicht darin, als dass sie den Lern- oder den Prüfungsstoff inhaltlich nicht meistern könnten. Es fehlt ihnen an passender Methodik und an persönlichen Techniken zum Aufbau starker Lernskills. In einem Lerncoaching können wir zusammen daran arbeiten.

Bestehen tatsächlich «nur» konkrete fachliche Lücken im Schulstoff, dann können wir uns dieser in der Nachhilfe annehmen. Wir können «dort, wo es klemmt,» auch Inhalte repetieren, begleitend zum Regelunterricht, in einem massgeschneiderten Ferienkurs und mit den speziell dafür entwickelten fit4school Repetitorien, die auf dem Lehrplan 21 basieren.

Bei einigen Kindern und Jugendlichen deuten Anzeichen aber leider auch auf schwerwiegendere Probleme hin. Hier stösst unsere Lernunterstützung an Grenzen, weshalb wir dann Handlungsmöglichkeiten ausserhalb von fit4school aufzeigen. Wichtig aber auch hier ist, dass man Symptome erkennt – und in diesen eher seltenen Fällen zu spezialisierten Abklärungen rät.

Neues Thema, neues Spiel. – Bleibt im laufenden Schultag überhaupt Zeit, sich akkurat mit dem «Innenleben» der letzten Prüfung zu beschäftigen?

Sie sprechen eine echte Herausforderung an! Sich im laufenden Schulalltag Zeit zu nehmen, um sich mit bereits zurückliegenden Prüfungen zu beschäftigen, ja, das fällt vielen schwer.

Aber eben weil sich das Rad weiterdreht, ist die Beschäftigung mit den Prüfungsarbeiten wichtig. Manchmal sind es nur 10 Minuten, parallel zur Arbeit am aktuellen Schulstoff. Aber im Hinblick auf die nächste Prüfung gelingt es den Tutorinnen und Tutoren so, passende Tipps und Tricks einfliessen zu lassen. Diese können in der Prüfungsvorbereitung und an der Prüfung schnell wertvoll sein.

Was, wenn Schülerinnen und Schüler ihre Prüfungsarbeiten partout nie mitbringen?

Ja, – das kann vorkommen. Wir sprechen in diesem Fall darüber und zeigen, weshalb wir die Arbeit gerne mit ihnen gemeinsam anschauen würden. Gerade unsere jüngeren Tutorinnen und Tutoren bringen dabei einen entscheidenden Vorteil mit: Sie finden aufgrund des geringeren Altersunterschieds leicht Zugang zu den Schülerinnen und Schülern, zumal sie meist selbst noch regelmässig Prüfungen schreiben, zum Beispiel an der Pädagogischen Hochschule. Sie können aktuell von ihren eigenen Erfahrungen berichten. Das lässt schon grundsätzlich kein Gefühl von Belehrung aufkommen und schafft das nötige Vertrauen.

Tatsächlich aber erscheinen unsere Schülerinnen und Schüler sehr oft ganz von selbst mit ihren Prüfungen, Checkauswertungen oder dem Zeugnis in der Hand, weil sie nämlich stolz darauf sind, dass sich die Note oder sogar das ganze Notenbild positiv verändert hat. Geht dann mal eine Prüfung daneben, dann ist es für sie kein Problem mehr. Sie fragen sich vielmehr: weshalb, was kann ich daraus lernen, was könnte ich besser machen? Das wollen sie diskutieren, denn sie wissen, dass wir damit immer konstruktiv umgehen.

Was raten Sie den Schülerinnen und Schülern?

Ratschläge kommen oft nicht so gut an … – Wir wollen die Kinder und Jugendlichen deshalb lieber mitnehmen auf einen Erkundungstour, damit sie selbst herausfinden, welche für sie wichtigen Informationen in ihrer Prüfungsarbeit stecken und wie sie in Zukunft souverän punkten können.

https://fit4school.ch/lerncoaching/ | https://fit4school.ch/nachhilfe/

fit4school Blog | Nachhilfe & Lerncoachings

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