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Das Schweizer Original

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«Keine Motivation» gibt es nicht!

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Motivation beflügelt uns. Sie setzt Energien frei und lässt uns auch durchhalten, wenn es schwierig wird. Doch «fehlt» die Motivation, verwandelt sich die Bewältigung der Aufgaben schnell in einen kräfteraubenden Kampf gegen sich selbst – oder wir packen die Aufgaben gar nicht erst an. Allerdings haben wir immer eine Motivation. Aber vielleicht gerade nicht jene, die wir aktuell bräuchten.

| von Christian Rieder |

Motivationsprobleme sind ein häufiger Grund für ein Lerncoaching. Eltern gelangen an die Lern- und Coachingcenter der Stiftung fit4school mit klarem Auftrag an die Centerleitung und den Lerncoach: «Motivieren Sie mein Kind!»

Wenn das so einfach wäre! Motivation ist komplex. Und sie verhält sich in den Grundzügen bei Erwachsenen genau gleich wie bei Kindern und Jugendlichen.

Was ist Motivation?

Motivation ist der Motor unseres zielorientieren Handelns respektive Verhaltens. Motivation ist das, was erklärt, warum wir Menschen ein bestimmtes Verhalten zu einem gewissen Zeitpunkt einleiten, fortsetzen oder beenden – oder eben auch nicht. Gewissermassen könnte man sie auch als Handlungsbereitschaft bezeichnen.

Der Motivation zu Grunde liegen unsere persönlichen Motive. Allerdings ist unsere jeweils aktuelle Motivation auch durch die jeweilige Situation beeinflusst, von momentan als attraktiv eingestuften Anreizen und von unseren Emotionen.

Das Motiviertsein ist das eine. Aber: Handeln wir auch tatsächlich entsprechend?

Motivation beschreibt lediglich den Antrieb, das Streben nach Zielen oder Zielobjekten, sie beschreibt unsere grundsätzliche Bereitschaft. Zur tatsächlichen Umsetzung (Realisierung) von Zielen aber benötigen wir zusätzlich ebenso eine gute Portion Selbststeuerung, insbesondere dann, wenn wir nicht ganz freiwillig auf ein Ziel hinarbeiten. Bei Kindern und Jugendlichen könnte sich das «nicht ganz freiwillig» auf das Lernen auf eine Prüfung in einem unbeliebten Schulfach beziehen, bei Erwachsenen auf das Ausfüllen der Steuererklärung.

«Die bewusste, willentliche Umsetzung von Zielen und Motiven in Resultate, Ergebnisse, nennt man Volition», sagt Lukas Alt, Präsident der Stiftung fit4school. Sie bedinge eben diese zielgerichtete Steuerung von Gedanken, Emotionen, Motiven und Handlungen. Dieser Prozess der Selbststeuerung erfordere die Überwindung von inneren und äusseren Widerständen wie zum Beispiel Unlustgefühlen oder Ablenkungen durch Willenskraft.

Ob wir also, auch wenn wir motiviert sind, nun auch tatsächlich zur Umsetzung schreiten, hängt stark von unserem wirklichen «Wollen» ab. Und unser wirkliches «Wollen» wird nachweislich noch von einem weiteren Beeinflusser bestimmt: von unserem mentalen Zustand. Auch bei diesem spielen unsere Emotionen eine gewichtige Rolle, aber zum Beispiel auch schlechte Erfahrungen.

Kinder und Jugendliche zum Beispiel, die bei der letzten Prüfung trotz grossem Lernaufwand schlecht abgeschnitten haben, kann dieses wirkliche «Wollen» auf den letzten Metern abhandenkommen, selbst wenn sie hochmotiviert sind, nun besser abzuschneiden. «Der innere Schweinhund kann in einem solchen Fall durchaus gewinnen, Netflix wird der Vorzug gegeben, das Lernen auf die Prüfung ist gestrichen», erklärt Alt.

Die moderne Psychologie geht davon aus, dass es verschiedene mentale Zustände sind, die in einem solchen Fall miteinander zu konkurrieren beginnen und dass nur der stärkste Zustand schliesslich das Verhalten bestimmt. Unter dem Strich bedeutet das, dass wir motiviert sein können, etwas zu tun, ohne es tatsächlich zu tun.

Umso wichtiger ist die Motivation als Quelle, die es uns überhaupt erst möglich macht, unser Leistungspotenzial in das gewünschte Ergebnis zu münzen, in persönlichen Erfolg. Stimmt die Motivation, kann auch die Selbststeuerung funktionieren; wir sind zum Beispiel in der Lage, Unlustgefühle zu «übersteuern».

Kann man den Motivationsgrad beeinflussen?

«Ja, das ist möglich. Allerdings nicht direkt, wie uns die Alltagspsychologie und die Ratgeberliteratur mit Begriffen wie Selbstmotivation glauben machen will», sagt Lukas Alt. Gute Vorsätze und Absichten dürfen nicht mit Motivation verwechselt werden. «Was man tun kann, ist den Nährboden zu bereiten, aus dem die Motivation erwachsen kann. Wir müssen gute Voraussetzungen für Motivation schaffen, damit sie den hohen Wirkungsgrad, den sie in sich trägt, auch entfalten kann. Motivationsspritzen, die gibt es leider nicht.»

Diese guten Voraussetzungen zu schaffen, das ist Ziel der Motivationscoachings der Stiftung fit4school für Kinder und Jugendliche. Bedingung dafür ist, dass Kinder und Jugendliche über ihre Motivation nachdenken und Motivation verstehen, damit sie diese schliesslich nutzen können. «Das packen wir in den fit4school Coachings schon im ersten Schritt gezielt an.»

Wichtig zum Beispiel ist, dass Kinder und Jugendliche ihre Motive kennen. Motive sind überdauernde Bedürfnisse oder Ziele, die stark in der Persönlichkeit einer Person verankert sind. In der Motivationspsychologie werden in der Regel drei Arten von Motiven unterschieden: Leitungs-, Macht- respektive Einfluss- und Anschlussmotiv. Wie stark diese Motive ausgeprägt sind, hängt massgeblich von früheren Erfahrungen ab.

Wer positiv leistungsmotiviert ist, will etwas gut, besser oder am besten machen. Dahinter steht die Hoffnung auf Erfolg oder die Furcht vor Misserfolg. Leistungsmotivierte Personen wollen ihre eigenen Leistungen übertreffen und suchen den Vergleich mit sich selbst. Einflussmotivierte respektive machtmotivierte Menschen fühlen sich angespornt, wenn sie etwas mitgestalten oder ihren Willen durchsetzen können. Anschlussmotivierte Personen brauchen die harmonische Interaktion mit anderen. Aus diesen Motiven, diesen persönlichen «Beweg-Gründen» lassen sich individuelle Verhaltenstendenzen ableiten. Berücksichtigt man diese, lassen sich daraus Motivationsstrategien entwickeln, aber auch passende Lernsituationen und Lernstrategien erkennen.

«Parallel dazu ist für die Motivation entscheidend, dass drei grundlegende psychologische Bedürfnisse abgedeckt sind», präzisiert Lukas Alt: «Selbstbestimmung, soziale Eingebundenheit respektive Akzeptanz – und Kompetenzerleben.» Sind diese Faktoren ausreichend berücksichtigt, erhält die Motivation eine Chance.

Haben Kinder und Jugendliche erstmal verstanden, was sie motiviert und wie sie sich ihre Motivation zu Nutze machen, können sie an ihrer Selbststeuerung und damit an ihren Umsetzungskompetenzen, den sogenannten volitionalen Kompetenzen, arbeiten. Sie werden in der Lage sein, ihr eigenes Verhalten im Hinblick auf selbst gesetzte Ziele zu steuern. Bei fit4school werden sie dabei mit Lernskill-Trainings unterstützt. In diesen lernen Kinder und Jugendliche, wie sie sich ihre Ziele setzen, wie sie planen und wie sie geschickt und konsequent umsetzen, zum Beispiel mit optimierten Lernstrategien.

Wer das Funktionieren der Motivation verstanden hat, dem erschliesst sich auch, dass es «keine Motivation» nicht geben kann. Wir haben immer eine Motivation. Aber vielleicht eben nicht gerade jene, die wir aktuell bräuchten. Wir können motiviert sein, auf eine Prüfung zu lernen. Oder wir sind motiviert, eine Netflix-Serie zu schauen. Wir können aber auch motiviert sein, etwas bewusst nicht zu tun, zum Beispiel nicht an die Prüfung anzutreten, aus Angst vor dem Versagen, was ebenfalls für die Option Netflixschauen spricht.

Die Frage ist also nicht, ob wir motiviert sind oder nicht. Die Frage ist, ob es uns gelingt, mit unserer Motivation etwas anzufangen, ob wir sie so nutzen, damit wir unsere persönlichen Ziele erreichen.

Aber «keine Motivation», das gibt es nicht.

https://fit4school.ch/lerncoaching/

fit4school Blog | Nachhilfe & Lerncoachings

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